Keine Sorge, wir erwarten nicht von dir, dass du Wonder Woman oder Superman auf geheimer Mission bist und nachts die Welt vor dem Untergang rettest. Bevor du dir länger den Kopf zerbrichst, worauf diese Frage abzielt oder welche Bedeutung hinter diesem Akronym steckt, möchten wir dir eine Antwort geben.
Jene Antwort ist recht simpel: JA, du bist ein H.E.R.O., wenn du folgende Facetten deiner Persönlichkeit wahrnimmst, reflektierst, und idealerweise trainierst:
- Hope = Hoffnung
- Efficacy = Selbstwirksamkeit
- Resilience = Resilienz
- Optimism = Optimismus
Diese vier Bereiche sind Teil des Positiven Psychologischen Kapitals, welches auf den Management-Professor Fred Luthans zurückgeht. Jener Professor beschäftigte sich ursprünglich mit dem Kapital von Organisationen. Dabei kam er zu der Erkenntnis, dass neben dem klassischen Kapital von Organisationen auch ein individuelles, psychologisches Kapital von großer Bedeutung ist, welches schlussendlich den entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellt. Denn im Vergleich zu materiellen, strukturellen oder finanziellen Ressourcen, kann niemand die Persönlichkeiten (vor allem die Stärken) von einzelnen Mitarbeitenden kopieren.
Luthans’ Idee galt in den frühen 00er-Jahren als bahnbrechend: Sich auf die Mitarbeitenden zu fokussieren und in diese zu investieren, um anschließend eine erfolgreiche Abhebung von der Konkurrenz anzustreben.
Heutzutage ist dieser Ansatz bereits geläufiger, dennoch manchmal nicht wirklich greifbar, da viele Personen nicht wissen, wo man dafür ansetzen kann. Mit diesem Nicht-Wissen ist jetzt Schluss – und Veränderung fängt zunächst bei sich selbst an. Das heißt, du kannst erstmal dein persönliches Psychologisches Kapital verbessern und wirst damit positive Auswirkungen auf deine Mitmenschen und deine Umwelt haben. Und diese werden dir im Idealfall folgen und den „Trainingsprozess“ weiter anstoßen.
Nicht nur in der Forschung, sondern auch im Laufe der nächsten Zeilen wird das Psychologische Kapital der Einfachheit halber als PsyCap betitelt.
Aber was genau ist PsyCap?
Das Konstrukt des positiven psychologischen Kapitals beschreibt den individuellen Entwicklungsstand, der durch hohe H.E.R.O. Ausprägungen (Hoffnung, Selbstwirksamkeit, Resilienz, Optimismus) gekennzeichnet ist.
Wie zeigen sich diese Facetten in deinem Alltag?
H.E.R.O. Dimensionen werden in den unterschiedlichsten Gedanken oder Tätigkeiten deutlich, da es sich tendenziell um große Über- & Sammelbegriffe handelt. In der Psychologie gibt es noch keine eindeutige, glasklare Definition für diese Dimensionen, da jede/r Forscher und Forscherin gewisse Aspekte wichtiger wahrnimmt als andere. Dementsprechend können die Grenzen verschwimmen und eine gewisse Ähnlichkeit kann zwischen den Konstrukten wahrgenommen werden. Dementsprechend folgt hier nur eine kurze Übersicht, mit jenen Aspekten, die den unterschiedlichen Definitionen gemein sind.
Hoffnung
zeigt sich vor allem als Ausdauer für das Erfolgreich-Sein bei der Verfolgung von Zielen und wenn nötig, bei der Neuausrichtung der Wege zu jenen Zielen.
Selbstwirksamkeit
zeigt sich als Selbstvertrauen, welches für die notwendigen Anstrengungen relevant ist, um anspruchsvolle Aufgaben erfolgreich zu bewältigen.
Resilienz
zeigt sich als Durchhaltevermögen bei Problemen oder Hindernissen und dem Abprallen dieser, um anschließend erfolgreich zu sein.
Optimismus
zeigt sich in der positiven Zuschreibung in Bezug auf den jetzigen und zukünftigen Erfolg.
Aber warum lohnt es sich, in dieses Kapital zu investieren?
Wissenschaftliche Studien konnten zeigen, dass ein hohes PsyCap-Niveau zu positiven Ergebnissen aus gesundheitlicher als auch psychologischer Sicht führt. Ob ein niedrigerer Cholesterinspiegel oder eine positivere Wahrnehmung und Wirkung auf eigene Beziehungen – eine Investition lohnt sich definitiv.
Menschen mit hohem PsyCap sind intrinsisch motiviert, streben nach Weiterentwicklung und Wachstum und kommen auch mit herausfordernden Situationen deutlich besser zurecht als andere. Und das klingt doch ganz nach Superkräften, die man im Alltag gerne besitzen möchte, oder?
Besonders praktisch: Sobald du eine der vier großen Dimensionen trainierst, werden die anderen drei automatisch mitgestärkt, da eine gegenseitige positive Verstärkung nachgewiesen werden konnte.
Bonus: Wertvolles Kapital für Unternehmen
Um zurück zu Luthans Anfängen der Forschung zu springen, kann man auch von einer Win-Win-Situation im alltäglichen Arbeitskontext sprechen. Warum? Unternehmen, dessen Führungskräfte als auch das gesamte Team profitieren von hohen PsyCap Werten der einzelnen Mitarbeitenden.
Studien haben inzwischen bestätigt, dass ein hohes PsyCap-Niveau positiv mit der Leistung der Mitarbeitenden und der Arbeitszufriedenheit dieser zusammenhängt, insbesondere in der Dienstleistungsbranche. Zudem werden Krisen in Arbeitskontexten besser bewältigt. Und mit zufriedenen, resilienten Angestellten kann dem Burnout präventiv der Kampf angesagt werden.
Good to know
Das Konzept des psychologischen Kapitals (PsyCap) steht in engem Zusammenhang mit höheren Ausprägungen des Wohlbefindens sowie der Arbeits- und Lebenszufriedenheit. Das Fördern von nur einem der vier Bereiche (Hoffnung, Selbstwirksamkeit, Resilienz und Optimismus) hat positive Auswirkungen auf die anderen drei Dimensionen.
Was ist also wichtig zur Entwicklung von PsyCap?
Wie so oft, sind es die einfachen Instrumente, die die größte Wirkung haben. Allein die Sensibilisierung für das H.E.R.O. – Konzept und die Wertschätzung der bestehenden Fähigkeiten und Ressourcen in diesen Bereichen kann bereits eine positive Wirkung haben. Das Bewusstwerden von deinem einzigartigen, individuellen Kapitals, deinem persönlichem H.E.R.O, ist an sich schon eine starke und nützliche Intervention.
Falls du jetzt aber noch nicht genug Trainings-Inputs für deinen inneren H.E.R.O hast, kann ich dir verraten, dass du die nächsten Woche definitiv wieder auf einen Klick vorbeikommen solltest! Wir werden die einzelnen Facetten näher beleuchten und dir jede Menge simple, konkrete Ideen und Übungen für die Umsetzung mit an die Hand geben! Also viel Erfolg bei der Stärkung deines inneren H.E.R.O.s und hoffentlich bis auf einen baldigen Klick!
Last but not least, unsere Buch-Empfehlung für dich: Psychological Capital and Beyond von Luthans, F., Youssef-Morgan, C. M. & Avolio, B. J. (2015).
Und hier finden besonders interessierte Leser und Leserinnen die Quellen der wissenschaftlichen Ergebnisse:
- Positive Psychological Capital: Measurement and relationship with performance and satisfaction von Luthans, F., Avolio, B. J., Avey, J. B. & Norman, S. M. (2007) Erschienen in der Zeitschrift: Personnel Psychology, 60(3), S. 541–572. Und hier aufrufbar.
- Impact of positive psychological capital on employee well-being over time von Avey, J. B., Luthans, F., Smith, R. M. & Palmer, N. F. (2010). Erschienen in der Zeitschrift: Journal of Occupational Health Psychology, 15(1), S. 17–28. Und hier aufrufbar.