Dieser Artikel ist der letzte Teil unserer Artikelreihe zum PERMA-Modell von Martin Seligman. Wir hoffen, dass Du viel aus der Artikelreihe mitgenommen hast. Schreib uns doch gerne einen Kommentar, wenn Du noch Anmerkungen oder offene Fragen hast!
Wie Du in den letzten Artikeln gelernt hast, beschreibt der amerikanische Psychologe Martin Seligman verschiedene Teilkomponenten eines erfüllten Lebens, die wir konkret messen und steigern können, um glücklich(er) zu werden. Die letzte Komponente A seines PERMA-Modells steht für „Accomplishment“ und könnte sinngemäß mit Erfolg oder Zielerreichung übersetzt werden.
Es geht dabei also darum, sich Ziele zu setzen, die für uns bedeutsam sind und diese zu erreichen. Manche mögen hier vielleicht einen Widerspruch mit östlich angehauchten Lebensphilosophien wie der Achtsamkeit sehen, bei denen es häufig darum geht, ergebnisoffen zu sein und sein Glück nicht von dem Erfolg abhängig zu machen. Auch Seligman selbst bemerkt, dass das Streben nach Erfolg manchmal durchaus im Konflikt mit anderen Komponenten des PERMA-Modells stehen kann – etwa wenn man andere Menschen betrügt, um zu gewinnen und damit die „Relationship“-Komponente des Modells zu untergraben.
Das eigene Leben nur auf den Erfolg auszurichten und andere Aspekte wie erfüllende Beziehungen oder ein Gefühl von Sinn aus dem Blick zu verlieren, ist also wenig sinnvoll. Die Accomplishment-Komponente des PERMA-Modells entfaltet ihre Wirkung vor allem dann, wenn sie mit den restlichen Komponenten in Synergie und Harmonie tritt. Dann können sich die verschiedenen Aspekte durchaus auch gegenseitig bestärken.
Glücklicherweise hat die Positive Psychologie außerdem bereits zahlreiche Wege aufgezeigt, wie wir dem Accomplishment-Faktor langfristig gerecht werden können, ohne dabei den anderen Faktoren des Modells zuwiderzulaufen. Zwei davon möchten wir Dir heute vorstellen:
Das Dankbarkeitstagebuch oder „Three Good Things“
Bei der Accomplishment-Komponente geht es nicht nur darum, mehr Erfolge zu erzielen – es geht auch darum, die vielen kleinen Erfolge, die man bereits hat, mehr zu sehen und anzuerkennen. Viele Menschen denken bei Erfolg an große Errungenschaften, ein dickes Auto vor der Tür, Prestige und Anerkennung oder eine Beförderung. Diese Dinge sind alle toll und können das eigene Wohlbefinden durchaus (kurzfristig) steigern. Aber es gibt auch viele kleine Erfahrungen, die wir jeden Tag machen, die das Leben lebenswert machen und uns stolz machen könnten. Doch viel zu oft haben wir uns an diese Dinge gewöhnt und nehmen sie als selbstverständlich an.
Um dem entgegenzuwirken eignet sich hervorragend ein Dankbarkeitstagebuch bzw. die Übung „Three Good Things“. Bei dieser Übung setzt man sich am Ende jedes Tages hin und schreibt drei Dinge auf, die an diesem Tag gut gelaufen sind und für die man dankbar ist. Gesteigert werden kann der Effekt noch, wenn man zu jedem Punkt kurz aufschreibt, warum diese Sache so gut gelaufen ist und was man selbst dazu beigetragen hat. In diversen Studien konnte gezeigt werden, dass diese Aufgabe nachhaltig zu diversen positiven Effekten führen, darunter unter anderem zu einem gesteigerten psychologischen Wohlbefinden und verringerten depressiven Symptomen.
Stärken stärken
Stärken sind eines der am besten erforschten Themengebiete innerhalb der Positiven Psychologie. Viel zu oft konzentrieren wir uns in unserem Alltag auf unsere Schwächen, etwa wenn Schüler in der Schule zum Nachhilfeunterricht verdonnert werden oder beim Controlling auf die Abteilungen geschaut wird, die rote Zahlen schreiben.
Das hat eine Reihe negativer Konsequenzen. Zum einen wirkt sich eine zu starke Schwächenorientierung negativ auf unser Selbstbewusstsein aus (jeder, der schon einmal in den Nachhilfeunterricht musste, wird bestätigen, dass das kein schönes Gefühl ist). Wenn man durchgängig damit beschäftigt ist, seine Schwächen auszugleichen bekommt man bald das Gefühl, weniger kompetent als die Überflieger in diesem Bereich zu sein. Und selbst wenn das Vorhaben gelingt, so stärkt das auch nicht groß das Selbstbewusstsein – weil man dann einfach nur durchschnittlich ist. Die Schwächenorientierung ist ein Vorhaben, um aus dem negativen Bereich auf die 0 (den Durchschnitt) zu kommen.
Und das leitet auch schon zum zweiten Grund über: die Schwächenorientierung ist ineffizient. Wenn die gleichen Schüler, die vorher drei Stunden pro Woche in der Mathe-Nachhilfe versäuert sind, die Zeit stattdessen investiert hätten, um ihren Stärken im sprachlichen oder künstlerischen Bereich nachzugehen, hätten sie hier riesige Fortschritte erzielt und hätten nach den drei Stunden vermutlich mehr Energie als vorher. Vielleicht hätten sie sogar so eine große Freude daran, dass sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mit anderen Mitschülern geteilt und so den Nutzen sogar über sich selbst hinaus vergrößert hätten. In der Stärkenorientierung sind dem Nutzenzuwachs keine Grenzen gesetzt – wir bewegen uns von der 0 (dem Durchschnitt) hin bis +unendlich. Und auf dem Weg erleben wir uns als selbstwirksam und gewinnen an Selbstbewusstsein – wir erfüllen die Accomplishment-Komponente des PERMA-Modells.
Es gibt einen riesigen Berg an Literatur, der die fantastischen Effekte beschreibt, wenn Menschen beginnen, sich auf ihre Stärken zu besinnen und diese im Alltag gezielt einzusetzen. Noch Monate später berichten diese Menschen ein gesteigertes Wohlbefinden, eine messbar erhöhte Produktivität und Arbeitsleistung, ein höheres Selbstbewusstsein und sie erreichen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ihre Ziele. Ein Erfolg auf ganzer Linie im Sinne des PERMA-Modells.
Im nächsten Artikel werden wir deshalb genauer auf das Thema Stärken eingehen und Dir konkret aufzeigen, wie Du Deine Stärken herausfinden und vermehrt nutzen kannst. Trage Dich am besten direkt in den Newsletter ein, wenn Du das nicht verpassen willst!