“Inflation, Krieg in Europa, Klimawandel, Wirtschaftskrise und Knappheit von Energie”. Das sind- laut der Onlinestudie “Jugend in Deutschland”- die fünf meistgenannten Sorgen junger Erwachsener. Nachvollziehbar, denn für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stellt sich zu diesem Jahresende mehr denn je die Frage: Was kommt? Unsichere Zeiten stellen uns vor große Fragen- beruflich wie privat. Umso wichtiger wird es für uns, in unseren Jobs Stabilität zu finden. Als Dienstleister, das andere Unternehmen und Gruppen darin begleitet, die eigene Unternehmenskultur positiv zu gestalten, wollen auch wir wissen: Was bringt 2023? Wir vermögen natürlich nicht, die Zukunft vorherzusehen. Aber: wir haben uns schlau gemacht und für euch die Top 5 Trends im Bereich Unternehmenskultur zusammengetragen:
Trend #1: Ein aufgeladenes Schlagwort: Diversity
Ein Begriff, der spätestens seit diesem Jahr in aller Munde ist: Diversity. Wörtlich übersetzt bedeutet das “Vielfalt” und bezieht sich auf die Vielfalt verschiedener Lebensformen, ethnischer Herkunft, religiöser oder sexueller Orientierung. Viele Unternehmen haben diesen gesamtgesellschaftlichen Trend erkannt und setzen im Recruiting bewusst Augenmerk auf Heterogenität. “Diversity” bezieht sich übrigens nicht nur auf Geschlecht oder Alter. Solche, vermeintlich oberflächlichen Kategorien, bezeichnet die Forschung als “surface level diversity”. Wer es ernst meint, strebt nach mehr- nämlich nach einer “deep level diversity”, also Mitarbeiter:innen, die sich auch in ihren Werten, Stärken und kulturellen Hintergründen voneinander unterscheiden. Wichtig hier: wenn es um Teamwork geht (für die sich Diversität positiv auswirken kann, da mehr Perspektiven geteilt und Kreativität und Innovationskraft freigesetzt werden) braucht es einen Moderator, welcher das gemeinsame Arbeiten steuert und in Konflikten vermittelt. Diversifiziert wird übrigens auch auf ganz anderen Ebenen, beispielsweise in der Industrie. Im Kontext der Energiekrise und unterbrochener Lieferketten setzen Unternehmen wieder mehr auf “Local Sourcing” und unterstützen somit die räumlich nah gelegenen Zulieferer. Außerdem geht es darum, sich nicht nur auf einzelne Lieferanten zu beschränken, sondern verschiedene Quellen einzubinden. So können Wertschöpfungsketten stabil und Arbeitsplätze sicher gehalten werden.
Trend #2: Nachhaltigkeit, aber richtig!
Ein Nachhaltigkeitsbericht gehört mittlerweile zum festen Bestandteil der meisten deutschen Unternehmen. In den wenigsten Fällen zahlt der aber tatsächlich auf einen bewussteren Umgang mit endlichen Ressourcen ein. “Greenwashing” nennen Expert:innen das Prozedere, in dem die Kennzahlen des Unternehmens aufgewertet werden, um ein möglichst positives Bild abzugeben. Der bessere Weg: Unterstützung ins Haus holen! Einige Beratungsunternehmen haben sich mittlerweile darauf spezialisiert und erstellen einen individuellen und effektiven Plan. Der Verzicht auf unnötige Dienstreisen und das Einbinden regionaler Lebensmittel in der Kantine sind nur zwei Beispiele, wie Nachhaltigkeit aussehen kann. Die kann übrigens in verschiedenen Dimensionen gedacht werden “ESG”-Environment (Umwelt), Social (Gesellschaft) und Governance (Führung). Gerade die Komponenten der sozialen Nachhaltigkeit und der Führung werden häufig vernachlässigt. In der Corona-Krise haben sich die Prioritäten verändert. Waren es bis vor kurzem noch Spaß und Sinn, die die Liste der Wünsche an einen Arbeitsplatz angeführt haben, ist es jetzt wieder ein attraktives Gehalt. Ein gutes Gehalt ist die Grundlage einer sicheren Existenz- und damit ein Schlüssel für Mitarbeiterbindung und weniger Fluktuation. Soziale Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, ein produktives und konstruktives Arbeiten zu ermöglichen, was uns zum nächsten Trend bringt.
Trend #3: Von der Arbeitsplatz-zur Arbeitsraumgestaltung
Hybrides Arbeiten ist längt fester Bestandteil moderner Unternehmenskulturen. Eine Längsschnittstudie der Universität St.Gallen zeigt: Im Jahr 2019 wünschten sich 57 Prozent der Befragten mobiles Arbeiten. Dieser Anteil stieg über die Jahre auf 65 Prozent im Jahr 2020 und 67 Prozent im Jahr 2021.Hier liegt auch ein Schlüssel für Arbeitgeberattraktivität, denn in den jüngeren Generationen “Y” (Geburtenjahrgänge 1980-1994) und “Z” (Geburtenjahrgänge 1994 bis 2011) wünschen sich mehr als 80% die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass Büroflächen abgebaut werden (können) oder zu Open-Desk-Arbeitsplätzen umfunktioniert werden können. Der Bedarf an einzelnen Büroarbeitsplätzen sinkt also, dafür werden Gemeinschaftsflächen wie Besprechungs- und Begegnungsräumen wichtiger. Hierzu zählt auch eine gute technische Ausstattung, um hybrides Arbeiten möglichst effizient gestalten zu können. Wenn ihr dazu mehr wissen wollt, schaut mal in unserem Artikel “Hybrid Hell-Vom Arbeiten im neuen Normal” vorbei.
Trend #4: Benefits 2.0
Yogastunden, schicke Obstkörbe in Start-Up-Manier und Hilfe bei der Kita-Suche haben ausgedient. Mit diesen “hard” Benefits lockt kein Unternehmen mehr die Katze hinterm Ofen vor. Dafür darf ein altes Ritual 2023 Revival feiern: Das Betriebsfest! Das flexibilisierte Arbeiten bedingt nämlich auch, dass die Verbundenheit in Team explizit gefördert werden muss. Daten der Universität St. Gallen belegen, dass sich von den hybrid Arbeitenden im Jahr 2021 26 Prozent teilweise bis sehr stark von ihrem Team abgekoppelt und isoliert fühlten. Einsamkeit und Isolation lassen sich überwinden, in dem Vor-Ort-Treffen formalisiert werden. So ist es häufig einfach ein fester Tag in der Woche, an dem die Anwesenheit im Büro Pflicht ist. Weil die Tage rar gesät sind, gewinnt auch das altbekannte “Team Building” wieder an Bedeutung. Hier sind vor allem Themen der persönlichen Entwicklung, wie Energiemanagement, Stärkentraining oder Gruppencoaching hoch im Kurs. Wenn ihr bei der Gestaltung eurer Team-Events Unterstützung braucht, sprecht uns gerne an.
Trend #5: Die Heilige Drei-”F”-altigkeit: Fehler, Feedback, Führung
Drei Schlagworte, die in unsicheren Zeiten und beim mobilen Arbeiten noch wichtiger werden als ohnehin schon. Führung verliert sich zu häufig in Micromanagement oder in einem “Laissez-faire”-Stil, der gerade über Distanzen hinweg weniger Produktivität und Wir-Gefühl im Team bedingt. Feste Timings und Deadlines, regelmäßige Check-Ins und Feedback-Gespräche können hier helfen. Rückmeldung sollte übrigens beidseitig erfolgen- so können auch Führungskräfte an ihren Kompetenzen arbeiten und auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen. Immer mehr Unternehmen streben auch eine holistische Entwicklung an- so lassen sich strategische Ziele, Vision und Werteverständnis mit der Entwicklung der Mitarbeitenden individuell in Einklang bringen. Kurz gesagt: Es geht um die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit. Ein versteckter Schatz steckt zu guter Letzt in den “Fehlern”- nicht umsonst sprießen Formate wie die “FuckUp Night” oder “Schöner Scheitern” aus dem Boden. Howard Schultz, der Gründer von “Starbucks”, musste ganze 244 Absagen von Banken hinnehmen, bis ihm jemand Kredit für seine Idee einer Kaffeehaus-Kette gewährte. Auch in unseren Teams hilft uns “Fehlerfreundlichkeit”- nach dem Prinzip: erkennen-erkunden-eliminieren. Häufig gelingt so echter Fortschritt- und Lernerfahrung auf persönlicher Ebene.
Seid ihr auf einen weiteren Trend gestoßen oder erlebt eine Entwicklung, zu der ihr euch austauschen wollt? Dann lasst uns gerne einen Kommentar da!
Quellen:
Studie “Jugend in Deutschland”: Geld überholt Spaß als Leistungsmotivator. DER SPIEGEL.
Studie “Jugend in Deutschland. Die Wohlstandsjahre sind vorbei. Psyche, Finanzen, Verzicht.” Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann, 2022/2023.
Studie “Hybrid Work. Empirische Bilanz und Perspektiven.” St. Galler Längsschnittstudie, Professor Dr. Heike Bruch, 2022.