Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten seit 5 Jahren in Ihrem Unternehmen. Eigentlich haben Sie das Gefühl, eine gute Figur abzugeben und tolle Ergebnisse abzuliefern. Aber aus irgendeinem Grund sind es immer die anderen, die eine Beförderung erhalten. Irgendwie haben Sie das Gefühl, dass Ihr Chef mit Ihrer Arbeitsleistung nicht zufrieden ist und in Ihnen keine gute Arbeitskraft sieht. Frustriert bitten Sie Ihren Chef um ein Feedback-Gespräch und hoffen, dass er Ihnen zumindest einzelne konkrete Bereiche aufzeigen wird, in denen Sie noch Wachstumspotential haben. Doch als es endlich zu dem Gespräch kommt sagt Ihr Chef Ihnen einfach nur
„Arbeiten sie besser, dann werden auch Sie bald befördert.“
So eine Aussage wäre extrem frustrierend, weil man mit ihr nichts anfangen kann. Natürlich wissen wir, dass unsere insgesamte Arbeitsleistung erhöht werden sollte und würden gerne unser Bestes geben, um dieser Forderung nachzukommen. Aber solange wir nicht die einzelnen Komponenten der Oberkategorie „Arbeitsleistung“ kennen und Möglichkeiten aufgezeigt bekommen, wie wir uns bezüglich dieser Komponenten verbessern können, hilft uns die Aussage unseres Chefs wenig weiter.
Ein ähnliches Problem sah der Psychologe Martin Seligman, als er sich mit der Frage auseinandersetzte, was ein erfülltes Leben ausmacht. In der Psychologie gab es schon einen gewissen Konsens darüber, wie psychologisches Wohlbefinden erfasst werden kann. Mittels reliabler und validierter Fragebögen konnte man verlässlich beschreiben, wie glücklich Menschen in ihrem Leben sind. Und man konnte diese Werte nutzen um aufzuzeigen, wieso es für Unternehmen, Institutionen oder Staaten lohnenswert ist, in das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter oder Einwohner zu investieren. Aber diese Studien waren zu eindimensional, sie trafen keine Aussagen darüber, was genau denn jetzt ein erfülltes Leben ausmacht und wie diese Aspekte gesteigert werden könnten. Die Botschaft dieser Studien war lediglich „Werden Sie glücklicher“ – und hatten damit den Informationsgehalt der Aussage unseres Chefs.
Auf der Suche nach dem Glück
Seligman begab sich deshalb auf die Suche nach den Teilkomponenten des psychologischen Wohlbefindens und stellte sich die Frage: „Welche Aspekte unseres Lebens tragen dazu bei, dass wir es als erfüllt und glücklich empfinden?“ Um in sein Modell aufgenommen zu werden, mussten die Komponenten gewisse Kriterien erfüllen. Unter anderem forderte Seligman, dass
- die Komponenten nachgewiesenermaßen zu einem gesteigerten psychologischen Wohlbefinden beitragen
- Menschen die Komponenten aus einem intrinsischen Interesse anstreben (sie also nicht ein Mittel zur Erreichung eines anderen, übergeordneten Ziel sind)
- die Komponenten messbar und beeinflussbar sind, sich also konkrete Wege ableiten lassen, wie man diese Aspekte mehr im eigenen Leben kultivieren kann.
Wären diese Voraussetzungen erfüllt, so könnte man konkret schauen, bezüglich welcher Aspekte man im eigenen Leben noch Defizite sieht und einen der viele empirisch untersuchten Interventionen nutzen, um zu einem besseren psychologischen Wohlbefinden zu gelangen. Um in dem Eingangsbeispiel zu bleiben, würde uns unser Chef konkrete Bereiche sagen, in denen wir noch hinter unseren KollegInnen zurückhängen und uns Maßnahmen vorschlagen, wie wir uns hier entwickeln könnten.
Das PERMA-Modell
Nach vielen theoretischen Überlegungen, diversen Studien und einigen Überarbeitungen seines Modells gelangte Seligman schließlich zu fünf Komponenten, die zusammen ein erfülltes, fluorierendes Leben (engl. „Flourishing Life“) ausmachen. Die Komponenten lassen sich mit dem PERMA-Akronym beschreiben und beinhalten
- P(ositive Emotions) – Positive Emotionen
- E(ngagement) – Engagement
- R(elationships) – Erfüllende Beziehungen
- M(eaning) – Sinn im Leben
- A(ccomplishment) – Erfolg
Diese 5 Komponenten lassen sich verlässlich erfassen, sie korrelieren signifikant mit dem psychologischen Wohlbefinden einer Person und es gibt empirisch validierte Interventionen, wie diese Aspekte gesteigert werden können. Manche Forscher in der Positiven Psychologie erwähnen häufig scherzhaft, dass eigentlich noch ein S (z.B. für Sport oder Sex) in das Modell aufgenommen werden müsste – doch um ein ungünstiges Akronym zu vermeiden, wurde bisher davon abgesehen 😛
In den kommenden Artikeln werden wir uns die einzelnen Komponenten des PERMA-Modells genauer anschauen und konkrete Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie die Komponenten in Ihrem Leben kultivieren können. Tragen Sie sich also am besten noch schnell in den Newsletter ein, um das nicht zu verpassen!